Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Andreas Handschuh: Freiberger Forschungsfabrik wird mit neuen Ansätzen zur Rohstoffaufbereitung Region und Wirtschaft stärken
20.09.2023, 10:12 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
In Freiberg soll in den nächsten Jahren ein Forschungscampus für Ressourcentechnologie und Nachhaltigkeit aufgebaut werden. Über die nächsten Schritte auf diesem Weg informierte Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Andreas Handschuh anlässlich der auswärtigen Kabinettsitzung in Freiberg.
FlexiPlant: Eine einzigartige Forschungsinfrastruktur für die Rohstoffaufbereitung
Herzstück des Forschungscampus ist FlexiPlant. Mit dem Großvorhaben soll eine europaweit einzigartige Forschungsinfrastruktur für die mechanische und physikalisch-chemische Rohstoffaufbereitung unter Nutzung digitaler Technologien und Künstlicher Intelligenz im Pilotmaßstab entstehen. Durch die vollautomatisierte Erfassung vor und während der Verarbeitung sollen technologisch bedingte Verluste beim Recycling weitestgehend vermieden und dadurch bis zu 90% der bisherigen Rohstoffverluste dem Stoffkreislauf wieder zugeführt werden.
Neue Ansätze zur Rohstoffaufbereitung stärken Region und Wirtschaft
Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Andreas Handschuh betont, dass die geplante Forschungsfabrik in Freiberg völlig neue Ansätze zur Rohstoffaufbereitung entwickelt und damit den Wissenschafts- und Innovationsstandort Freiberg über die Grenzen Sachsens und Deutschlands hinaus bekannt machen wird. Gleichzeitig wird die Region gestärkt und die Wirtschaft angekurbelt.
Gemeinsame Expertise von HIF und TU Bergakademie Freiberg
Prof. Sebastian M. Schmidt, wissenschaftlicher Direktor des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR), unterstreicht die Zusammenarbeit zwischen dem Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) und der TU Bergakademie Freiberg. Gemeinsam sollen völlig neue Ansätze im Bereich Recycling und Rohstoff-Rückgewinnung entwickelt werden. Bereits wurden verschiedene Labors und technische Forschungsanlagen aufgebaut. Langfristig soll ein Nachhaltigkeits-Campus entstehen, der international Maßstäbe für Konzepte der Rohstoff-Rückgewinnung setzt.
Investitionen und Finanzierung
In den letzten zehn Jahren wurden bereits etwa 23 Mio. Euro am Standort in Freiberg durch das HZDR/HIF und öffentliche Fördermittelgeber (Europäische Union, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Wissenschaftsministerium) investiert. Mit dem geplanten Projekt FlexiPlant sind Investitionen in Höhe von 108 Mio. € verbunden. Die Finanzierung soll über die Nationale Roadmap für Forschungsinfrastrukturen (Bundesförderung) erreicht werden. Der Weg für eine Einbringung des Vorhabens über die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren in die Nationale Roadmap ist bereits geebnet, nachdem FlexiPlant im Rahmen des Helmholtz-internen Auswahlverfahrens äußerst positiv bewertet wurde. Eine Entscheidung über die Förderung wird in den nächsten Jahren erwartet.
Herausforderungen der Rohstoffaufbereitung
Eine der gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit ist der nachhaltige Umgang mit Ressourcen. Das Konzept der Kreislaufwirtschaft, bei dem Produkte, Materialien und Komponenten wiedergenutzt und recycelt werden, spielt dabei eine wichtige Rolle. Um Rohstoffe energieeffizient und funktionserhaltend zurückzugewinnen, ist es notwendig, adaptive, flexible und digitalisierte Aufbereitungstechnologien zu entwickeln. Mit FlexiPlant werden wissenschaftliche Modelle, Methoden und Technologien zur mechanischen Aufbereitung von Rohstoffströmen im Pilotmaßstab entwickelt und erprobt. Die Digitalisierung und Automatisierung der Aufbereitungsprozesse bilden dabei die Voraussetzungen für die Überführung der Abläufe in den Industriemaßstab. FlexiPlant soll als offene Transferplattform interessierten Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft Forschungs- und Kooperationsmöglichkeiten bieten.
Die Freiberger Forschungsfabrik für Rohstoffaufbereitung revolutioniert die Art und Weise, wie wir mit unseren begrenzten Ressourcen umgehen. Durch innovative Ansätze und den Einsatz digitaler Technologien und Künstlicher Intelligenz werden Verluste beim Recycling minimiert und eine nachhaltige Nutzung von Rohstoffen ermöglicht. Mit FlexiPlant entsteht eine einzigartige Forschungsinfrastruktur, die Freiberg als Wissenschafts- und Innovationsstandort stärkt und die Region wirtschaftlich voranbringt. Die Investitionen und die geplante Finanzierung über die Nationale Roadmap für Forschungsinfrastrukturen zeigen das große Potenzial des Projekts. Durch die Zusammenarbeit zwischen HIF, der TU Bergakademie Freiberg und weiteren Partnern wird ein Nachhaltigkeits-Campus geschaffen, der international wegweisend sein wird. Die Herausforderungen der Rohstoffaufbereitung werden dank des Engagements und der Expertise der Forscher in Freiberg erfolgreich bewältigt.
Quelle: Sachsen.de