Zukunft des sächsischen Mittelstands in Gefahr: Nachfolgen für 131.000 Arbeitsplätze bis 2030 in Frage gestellt
18.09.2023, 09:50 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Demographischer Wandel trifft den sächsischen Mittelstand
Der demographische Wandel hat auch den sächsischen Mittelstand erreicht. Laut aktuellen Zahlen sind bereits heute ein Fünftel der Selbstständigen in Sachsen 60 Jahre oder älter. Beeindruckend ist, dass fast jeder Zehnte (9,5 Prozent) bereits über 65 Jahre alt ist. Dies bedeutet, dass bis zum Jahr 2030 rund 33.000 Familienunternehmen, hauptsächlich aufgrund des Alters ihrer Inhaber, das Unternehmen an die nachfolgende Generation übergeben wollen. Das sächsische Wirtschafts- und Arbeitsministerium schätzt, dass dies mindestens 131.000 Arbeitsplätze betrifft, die in den kommenden Jahren eine Perspektive benötigen.
Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig betont: “Dass Unternehmensnachfolgen in jedem einzelnen Fall und erst Recht in dieser Größenordnung gelingen, ist absolut kein Selbstverständnis.”
Gutachten legt eindringliche Lage offen
Um sich intensiv mit dieser Situation auseinanderzusetzen, haben zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft, Kammern, Unternehmensverbänden, Wissenschaft und kommunalen Wirtschaftsfördergesellschaften fast ein Jahr lang zusammengearbeitet. In Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatungsgesellschaft Kienbaum Consultants International GmbH hat das sächsische Wirtschaftsministerium (SMWA) ein Gutachten mit dem Titel “Unternehmensnachfolgen im Freistaat Sachsen, 2017-2030” erstellt. Dieses Gutachten verdeutlicht mit Zahlen und Empfehlungen die prekäre Lage.
Minister Dulig erklärt: “Das Gelingen einer Unternehmensnachfolge ist nichts, was sich unmittelbar beeinflussen lässt. Das ist ein hoch emotionaler und auch komplexer Prozess, dem oft mehrere Jahre des sich Findens und der Einigung vorausgehen. Natürlich möchte jeder sein Lebenswerk in gute Hände übergeben wissen. Nur sind immer weniger Ideengeber jüngerer Generationen bereit, diese Verantwortung auch zu übernehmen.”
Aktivierung nachfolgender Generationen entscheidend
Laut den Ergebnissen des Gutachtens ist die Aktivierung nachfolgender Generationen der entscheidende Faktor, um den Nachfolgeprozess erfolgreich zu gestalten. Allein bei Unternehmen mit einem jährlichen Mindestgewinn von 30.000 Euro gibt es 10.090 “übergabereife” Unternehmen, die in den nächsten Jahren auf der Suche nach Nachfolgern sind. Sowohl im Handwerk als auch in den Branchen der Industrie- und Handelskammer (Dienstleistungen, Handel, Gastgewerbe, Industrie, u.a.) betrifft dies in den nächsten zehn Jahren etwa jedes dritte Unternehmen.
Minister Dulig betont: “Der Punkt ist, dass Selbstständigkeit nicht länger von jungen Menschen kritisiert werden sollte. Wir müssen vielmehr – Politik und Wirtschaft gemeinsam – daran arbeiten, die Chancen dahinter aufzuzeigen. Sein eigener Chef zu sein – das ist etwas Wunderbares! Und genau diesen Mut und Innovationsgeist gilt es zu unterstützen – gerade bei der hohen Anzahl an Unternehmen, die heute und morgen starke und weitsichtige Nachfolger brauchen.”
Die Zukunft des sächsischen Mittelstands liegt in den Händen der nachfolgenden Generationen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass diese jungen Menschen die Chancen und Möglichkeiten der Selbstständigkeit erkennen und nutzen. Die Politik und die Wirtschaft müssen daher eng zusammenarbeiten, um sie dabei zu unterstützen und ihnen den Weg zu ebnen. Nur so kann der Mittelstand in Sachsen auch in Zukunft florieren und die notwendigen Arbeitsplätze bieten.
Quelle: Pressemitteilung SMWA sachsen.de